Kreidler
Die Geschichte der Kreidler Werke hat eine Vorgeschichte.
Wir schreiben das Jahr 1888. In Berlin kauft der junge Schwabe Anton Kreidler
eine handbetriebene Drahtumspinnmaschine und stellte sie zu Hause bei der
Mutter in Stuttgart im Gastzimmer auf. 1889 gründet er die "Stuttgarter
Telegraphen-und Kabelfabrik A. Kreidler". Firmensitz ist ein Raum in der
Christophstraße, der Platz bietet für vier selbstkonstruierte Maschinen,
angetrieben von einem 2 PS Gasmotor. Nur ein Jahr danach fordert das
Firmenwachstum größere Räume, die in der Furtbachstraße gefunden werden. Doch
auch hier wird alles rasch zu eng.
1892 baut er deshalb in der Kasernenstraße 56 ein großes Fabrik-und
Wohngebäude. 12.-spulige Verseilmaschinen, 4.-spulige Litzenverseilmaschinen,
eine Anzahl Bandwickel- und Klöppelmaschinen sowie Umspinnmaschinen für
Baumwolle, Seide und Kammgarn gehören zu dem für die damaligen Verhältnisse
schon sehr umfangreichen Maschinenpark. Gefertigt werden Drähte mit höchster
Genauigkeit bis zur dünnsten Abmessung von 0,05mm. Ein Sonderprodukt ist der
mit Seide umsponnene Constantandraht von 0,025mm, dünner als ein Frauenhaar.
Höhepunkt in der Entwicklung des jungen Unternehmens ist die Teilnahme an der
Stuttgarter Ausstellung für Elektrotechnik und Kunstgewerbe im Jahr 1896.
1903: Gründung Kreidler´s Metallwerk Anton Kreidler, Firmensitz: Stuttgart,
Mörikestraße 69. Erstes Produkt: Kupferfeindraht, kleinster Durchmesser 0,2mm
1904: Fertigungsbeginn Kupferfreileitungsseile und Kupferdrähte.
1905: Geländeerwerb in Zuffenhausen.
1906: April Baubeginn, am 16.10 Inbetriebnahme Werk Zuffenhausen, später Werk 1
1907: Die erste Krupp-Stangenpresse wird aufgestellt/ Fertigungsbeginn Messingstangen
1908: Fertigungsbeginn Kupferblech, Produktion läuft bis 1914/15
1910: Fertigungsbeginn Messingdrähte und Messingstangen / Errichtung Gebäude späteres
Labor
1911: Fertigungsbeginn Freileitungsseile aus Reinaluminium / Errichtung Gießereigebäude
1914: der erste Weltkrieg zwingt zur Umstellung auf Ersatzstoffe, auf Eisen und Zink
1915: Einrichtung Kantine und Bau Eingangsmagazin, Anbau und Aufstockung der Räume
für spätere Lehrwerkstatt.
1919: Umwandlung in Familien GmbH und Umbenennung in Kreidler´s Metall-u.
Drahtwerke GmbH / Carl wird Geschäftsführer
1920: Grundstückserweiterung / Erstellung Presswerkbau
1923: Das spätere Verwaltungsgebäude entsteht. Bezug 1925
1924: Dipl.-Ing. Alfred Kreidler, Sohn des Firmengründers, tritt in das Unternehmen
ein.
1925: Einrichtung des Chemischen und Mechanisches Labor / Dr. Wörmer wird technischer
Leiter
1926: Fertigungsbeginn Messingblech, Produktion wird 1929/30 unterbrochen.
1927: Bau Elektrogießerei.
1928: Festverantstaltung anläßlich des 25jahrigen Firmenjubiläums
1930: Fertigungsbeginn Stangen und Profile aus Kupfer, Aluminium und
Aluminiunlegierungen sowie Drähte aus Aluminium und Aluminiumlegierungen
1933: Entwicklung eigener Aluminiumlegierung ( Spanal).
1934: Siegelberg- Anwesen wird gepachtet, Aluminiumfertigung dorthin verlegt /
Einrichtung einer Unterstützungskasse, die spätere Kreidler-Hilfe.
1935: Fertigungsbeginn Aluminium-Stahlseile /35/36) / Neubau Teilepresserei,
Werkzeugbau, Schlosserei, Betriebsmagazin, Luft- und Sonnenbad /
Grundstückserwerb in Kornwestheim für das Werk 3.
1936: Entwicklung einer Zinklegierung, Produktion läuft bis 1945 / Bau
Betriebsmagazin und Profilzieherei
1937: Im Werk 3 entstehen Gießerei, Eingangsmagazin, Fertigungshalle und Preßwerk
1938: In Zuffenhausen Fertigungsbeginn Gesenkpreßteile aus NE- Metallen / In
Kornwestheim Bau Walzwerk, Turbinen- und Kesselhaus, Gaserzeugergebäude,
Wasserkühlturm und Gießerei.
1939: Inbetriebnahme des ersten Teiles von Werk 3, Kornwestheim / Aluminiumfertigung
wird vom Siegelberg nach Kornwestheim verlegt.
1941: Einrichtung Metallografisches und Spektralanalytisches Labor in Zuffenhausen /
Erweiterung Turbinenhaus, Betriebsmagazin und Elektrowerkstatt in
Kornwestheim.
1942: Am 28.6.1942 stirbt Firmengründer Anton Kreidler.
1943: Bau Gaserzeugergebäude, spätere Rohpresse.
1945: Betrieb kommt zum Erliegen. Sämtliche Schwermetallvorräte werden von der
französischen Besatzungsmacht abtransportiert. Firma kommt unter
Treuhändlerschaft.
1946: Werk Kornwestheim wird auf Reperationsliste gestellt und von der
amerikanischen Millitärregierung beschlagnahmt
1948: Währungsreform - Fertigungsbeginn Aluminiumblech, Einstellung 1 Jahr später.
1949: Weiterführung der Messingproduktion, die seit 1930 unterbrochen war /
Fertigungsbeginn Kupferfeindrähte bis 0,15 mm / Aluminiumverseilerei wird nach
Kornwestheim verlegt / Beginn der Entwicklung motorisierter Zweiräder. / Josef
Strzelczyk wird neuer Geschäftsführer.
1950: Fertigungsbeginn weicher Blankdraht aus Kupfer / Vom 17.9. - 6.10. Als
Chefkonstrukteur verpflichtet Kreidler Hans Hilber, einen Mann, der an Strahljägern bei Messerschmidt gearbeitet und das erste Mikro-Lesegerät in Deutschland gebaut hat.
Großtest der neuentwickelten Fahrzeugmodelle (Schweizer Alpenfahrt).
1951: Fertigungsbeginn von Messing-Cotton-Profilen und Messingdraht in
Kaltstauchqualität / Zweiter Fahrzeugtest: 10.000 km-Fahrt auf der Solitude /
Vorstellung der K 50 auf dem Genfer Salon. Fertigungsbeginn Juli 1951, im
Dezember läuft das 1000ste Fahrzeug im Werk 1 vom Band.
1952: Fertigungsbeginn Messinghohlstangen / Neubau Fahrzeugfabrik, Kantine, Küche und
Speisesaal in Kornwestheim.
1953: Am 14.11 wird das 50jährige Firmenjubiläum in den Hallen des Kissesbergers
Stuttgart gefeiert. / Im April Verlegung von Montage, Lackiererei und Rahmenbau
des Fahrzeugwerkes nach Kornwestheim / Im Juni Vorstellung des Modell´s K 51.
1954: Grundstück mit Fabrikgebäuden in Stuttgart-Zuffenhausen wird angemietet / hier
findet die Fertigung der Fahrzeugwerkes Platz. Neue Fahrzeugmodelle: Im Januar
J 50, IM April R 50 / Einführung der betrieblichen Altersversorgung. Der
Kameramann und Weltenbummler, Günter Markert fährt vom 22.2.54 bis zum 8.5.55
mit einem Kreidler R50 Roller rund um die Welt. Vor einer Wüstendurchquerung
verabschiedet ihn der arabische Tankwart mit den Worten: "...Allah sei mit dir!
Möge er Dir beistehen, daß Du den Euphrat erreichst und Deine Knochen nicht in
der Wüste bleichen." Markert kam an. In Japan fuhr er mit dem Roller zum
Fuschijama hoch, in Mexiko stellte er mit einem Abstecher zum Popocatepetl
durch die dünne Höhenluft und lose Asche wohl einen Höhenweltrekord auf: er
erreichte 4.600m.
1955: Kauf der ein Jahr vorher angemieteten Fabrik in Zuffenhausen (Werk 2). Aufbau
der Verseilerei im Werk 3. Neues Fahrzeugmodell: J 51/1.
1956: Fertigungsbeginn Messingrohre rund, sechskant und Hohlprofile. Neues
Fahrzeugmodell: Amazone. Im Werk 2 wird das Bürogebäude umgebaut und
aufgestockt.
1957: Kupferverseilerei von Werk 1 nach Werk 2. Neues Fahrzeugmodell: Florett.
1958: Anbau für Profilzieherei. Verlegung der Fahrzeugmontage, Lackiererei und des
Rahmenbaues in das Werk 2. Neues Fahrzeugmodell: Florett Moped. Im März 100.000
Fahrzeug. Karl Krämer wird Kaufmännischer Geschäftsführer. Max Steinlein
Technischer Geschäftsführer.
1960: Fertigungsbeginn Kupferfeindrähte bis 0,06 mm. Wohnheime für Gastarbeiter werde
erstellt. Teil der Messingfertigung ins Werk 3 verlegt. Neues Fahrzeugmodell:
Florett Mokick.
1961: Kauf der Firma Metallwerke Lanenau, seitdem Tochtergesellschaft. Neue
Fahrzeugmodelle: Florett Super und Florett 4-Gang, beides Kleinkrafträder.
1962: Fertigungsbeginn von Voll-und-Hohlprofilen aus Aluminiumlegierung für
Architektur und sonstige Bauzwecke. Im Werk 3 Erweiterungsbau für
Messingfertigung.
1963: Dip.-Ing. Alfred Kreidler legt am 31.5. die Geschäftsführung nieder und
übernimmt Vorsitz im Aufsichtsrat- Neues Fahrzeugmodell: Florett Mokick mit
Fußschaltung. H.G. Anscheidt ´63 auf der Solitude.
1964: Gründung der Feinmetall GmbH, seitdem Tochtergesellschaft.
1965: Baubeginn im Werk. Neue Fahrzeuge: Florett Kleinkraftrad mit 5-Gang. Florett
TS. Weltrekordfahrt in Utah/USA. Als Weltrekord wird der Mittelwert mit 210,634
Km/h anerkannt.
1966: Inbetriebnahme von Werk 4 (Messingstangen und Messingprofile). Neues
Fahrzeugmodell: Florett GT
1967: Neues Fahrzeugmodell: Florett RS 5- Gang
1968: Neues Fahrzeugmodell: Florett TM. H.G. Martin wird Geschäftsführer für Finanzen
und Verwaltung
1969: Erstellung der Krupp Traglufthalle im Werk 3. Neue Fahrzeuge Kreidler Mofa und
Moped
1970: Verlegung eines Teiles der Messingdrahtfertigung nach Ringen ins Werk 4. Im
Werk 1 Bau einer Entstaubungsanlage für die Gießereiabgase.
1971: Erhöhung des Stammkapitals um & auf 12 Mio DM. Änderung des Firmennamens in "
Kreidler Werke GmbH ". Gliederung in Metallwerke und Fahrzeugwerke. Neues
Modell: 4-Gang Mokick. Kreidler wird Weltmeister in der 50 ccm Klasse mit Jan
de Vries
1973: Fertigungsbeginn Pressteile aus Kupfer. Kreidler zum zweiten mal Weltmeister
mit dem Niederländer Jan de Vries, Vizeweltmeister Herbert Rittberger
1974: Dip.-Ing. Alfred Kreidler begeht 50. Unternehmerjubiläum. Wieder Weltmeister in
der 50ccm Klasse mit Henk van Kessel
1975: Neues Modell: Kreidler Flory und mit dem Spanier Angel Nieto Weltmeister 50 ccm
1976: Das ein-millionste Fahrzeug läuft vom Band. Neubau Fahrzeuglagerhalle und
Versandanlage im Werk 3. Bau einer Stranggußanlage für Gußstangen im Werk 1. w.
Herrenknecht wird Technischer Leiter. Rudolf Kunz, mehrfacher deutscher Meister.
1977: Fertigungsbeginn stranggegossener Gußstangen aus Messing. Neuer
Geschwindigkeitsrekord wird von einem Niederländischen Team aufgestellt. Der
Rekord von ´65 wird auf 221,5861 km/h hochgeschraubt. Fahrer ist Henk van
Kessel.
1978: Feier des 75jährigen Firmenjubiläums am 31.10 in der Liederhalle Stuttgart. L.
Mertens wird Geschäftsführer für Finanzen und Verwaltung.
1979: Weltmeister in der 50 ccm Klasse mit dem Italiener Eugenio Lazzarini
1980: Neues Modell: Kreidler Mustang 80, im Herbst folgt die Kreidler Florett 80 und
ein neuer Weltmeistertitel: Eugenio Lazzarini auf Iprem-Kreidler
1981: Am 20 Januar melden die Kreidler Werke GmbH das gerichtliche
Vergleichsverfahren an. Ende März Verkauf der Kreidler Fahrzeug GmbH an die
Willner Gruppe. Neuer Firmenname: Kreidler Fahrzeuge GmbH & Co KG. Neues
Modell Kreidler Mustang 50, im Herbst Kreidler Florett 80 E ( Economy ) - Im April
wird das Projekt Joker gestartet, eine 80 ccm Kreidler mit liegendem Zylinder
und Target Design. Der Prototyp ist im Oktober fertig.
1982: Am 1 Februar wird beim Amtsgericht das Vergleichsverfahren beantragt. Am 12
März wird das Konkursverfahren eröffnet und die Produktion kurz darauf
stillgelegt. Am 2 April um 11.43 lief die letzte "echte" Kreidler vom Band.
Kreidler wird mit dem Schweizer Stefan Dörflinger Weltmeister.
1983: Weltmeister in der 50 ccm Klasse mit Stefan Dörflinger
2000: Neuer Rekord: Kreidler schlägt den EuroNight der DB auf der Stecke Hamburg - Wien
Quelle: |
http://www.kreidler-verein.de |
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